Der Atem als innerer Kompass
- Anastasia

- 26. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Der Atem ist ein zentraler Bestandteil unseres komplexen Körpersystems. Als solcher kommt ihm auch in der Regulation ebendieses Körpersystems eine tragende Rolle zu. Ebenso hängt der Atem mit unseren psychischen Funktionen wie Gefühlen und Denken zusammen. Erkennst Du, dass unser Atem Körper, Gefühle und Denken verbindet und wie Du ihn gezielt nutzen kannst, zeigt der Atem seinen Wert als zuverlässiger, sanfter Kompass durch das Leben.
Atem und Physiologie
Der Atem ist ein zentraler Bestandteil unseres komplexen Körpersystems. Er dient nicht nur der Sauerstoffversorgung unserer Zellen, sondern beeinflusst auch zahlreiche weitere physiologische Prozesse und unser Wohlbefinden. In der Regulation unseres komplexen Körpersystems kommt dem Atem deshalb eine tragende Rolle zu: durch Tempo, Tiefe und Muster der Atmung lassen sich Nervensystem, Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-Funktionen gezielt beeinflussen. Versuche zum Beispiel die 4-7-8-Atmung: Du atmest 4 Sekunden ein, hältst den Atem 7 Sekunden und atmest 8 Sekunden aus. Das Ganze wiederholst Du mehrmals. Wirkt diese Sequenz nicht wunderbar beruhigend?
Das funktioniert, weil langsame, tiefe Atemzüge auf das Nervensystem wirken und so eine körperliche Entspannung begünstigen. Eine ruhige Atmung unterstützt zudem eine regelmässige Herzfrequenz und verbessert so die Blutzirkulation. So können Atemtechniken helfen, Blutdruckschwankungen zu stabilisieren und das Herz-Kreislauf-System ganzheitlich zu unterstützen. Dazu kannst Du auch die Bauchatmung üben: lege eine Hand auf die Brust und die anderen auf den Bauch. Atme ruhig durch die Nase ein, sodass sich Dein Bauch hebt, während die Brust relativ still bleibt. Atme dann langsam durch den Mund wieder aus, sodass Dein Bauch fällt. Wiederhole dies mehrere Minuten lang.
Es muss aber nicht immer nur die ruhige respektive beruhigende Variante des Atems sein. Beim leichten Kardiotraining oder z.B. beim Yoga kann die kontrollierte Atmung die Leistungsfähigkeit erhöhen und Erholungsprozesse beschleunigen.
Atem und Psyche
Neben den oben beschriebenen Körperprozessen, die vom Atem beeinflusst werden, hängt der Atem auch stark mit unseren psychischen Funktionen zusammen. Erinnere Dich noch einmal an die 4-7-8-Atmung. Hast Du bemerkt, dass Du während der Übung auch mit Deinen Gedanken ganz in den gegenwärtigen Moment gekommen bist? Eine ruhige und kontrollierte Atmung kann Deinen Fokus schärfen und Dir helfen zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Zudem kann eine kurze Atempause vor einer Entscheidung Dir helfen, Impulse zu überprüfen. Fragen wie «Was sagt mein Körper gerade?», «Welche Bewegung fühlt sich leichter an?» oder «Was trägt mehr zu meinem langfristigen Wohlbefinden bei?» lassen sich beim ruhigen Atmen besser beantworten. So wird der Atem zu einer Brücke zwischen Gefühl und Verstand.
Beobachtest Du Deinen Atemrhythmus, wirst Du auch bemerken, dass unser Atem ein Indikator für Emotionen und Gedanken sein kann. Eine schnelle, flache Atmung kann z.B. auf Stress, Angst oder Ungeduld hinweisen. Langsame, tiefe Atemzüge signalisieren Ruhe und Klarheit. Atmest Du also gerade ruhig und mit langsamen, tiefen Atemzügen oder schnell und flach? Hier schliesst sich auch der Kreis zur Physiologie des Atems wieder – Deine Atmung zeigt Dir den Zustand Deines Nervensystems an, welches wiederum durch bewusste Atmung beeinflusst werden kann. Erkennst Du die Schönheit in dieser Gegebenheit?
Ein zuverlässiger und sanfter innerer Kompass
Dein Atem dient Dir also auf mehrere Weisen als Kompass: Bewusst eingesetzt kann er die Ruhe und Präsenz schaffen, die Du brauchst, um Entscheidungen zu treffen. Beobachtest Du ihn, kann er Dir als Indikator für Deinen Momentanen Zustand dienen. Arbeitest Du regelmässig mit Deinem Atem, werden Dir Körper und Geist dankbar sein, und es wird Dir leichter fallen, Deinen Weg zu finden.
Ganz praktisch gesehen könntest Du also zur Steigerung deines Wohlbefindens jeden Tag mit fünf Minuten achtsamer Atmung beginnen oder beenden oder sogar beides. Oder Du nutzt kurze Pausen im Alltag, um drei tiefe Atemzüge zu nehmen. Schon wirst Du spüren, wie Dein Atem zu einer immer verlässlicheren Orientierung wird – ein sanfter Anker, der Dir hilft, Deine Innenwelt wahrzunehmen, Dinge zu akzeptieren und klug darauf zu reagieren: Dein innerer Kompass.

Hinweis: Hast Du eine bestehende Atemwegserkrankung, Herz-Kreislaufprobleme oder eine chronische Erkrankung, lasse Dich durch medizinisches Fachpersonal beraten, bevor Du die Übungen ausprobierst. Dasselbe gilt, falls Du Dir unsicher bist über die richtige Technik.



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